Wie rechtsradikal sind AfD-Wähler?

In der Hansestadt Anklam in Mecklenburg-Vorpommern fand am Sonntag ein soziologisches Großexperiment statt. Vorweg muss man vielleicht noch sagen, dass Anklam (knapp 14.000 Einwohner) eine Hochburg der NPD ist. Die Partei hat hier in eigenen Immobilien den Sitz des Landesverbands und ist seit Jahrzehnten gut vernetzt. Trotzdem hat das Erscheinen der AfD auf der politischen Bühne die NPD auch hier schwer getroffen. Entsprechend wurde in der NPD bejubelt, dass es die AfD in Anklam nicht geschafft hatte, für die Wahlen zur Stadtvertretung Kandidaten zu finden und aufzustellen.

Wie hat sich das nun ausgewirkt?

Europawahl

Bei der Europawahl war die AfD relativ am erfolgreichsten. Sie holte in Anklam 1.066 Stimmen = 20,7%. Die NPD bekam nur 233 Stimmen = 4,5%.

Quelle: Landeswahlleiterin M-V

Kreistagswahl

Zur Kreistagswahl trat die AfD auch in Anklam an, da es dafür keiner lokalen Kandidaten bedurfte. Die AfD bekam 1.794 Stimmen = 11,6%, die NPD holte 1.097 Stimmen = 7,1%. Zur Erläuterung: Jeder Wähler hat bei den Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern drei Stimmen.

Auffällig ist, dass die AfD deutlich schlechter als bei der Europawahl abschnitt, die NPD konnte davon begrenzt profitieren.

Quelle: Landeswahlleiterin M-V

Wahl zur Stadtvertretung

Bei den Wahlen zur Stadtvertretung bekam die NPD 1.664 Stimmen = 10,8% und verpasste knapp den dritten Sitz. Im Vergleich zur Kreistagswahl verbesserte sie die Anzahl ihrer Stimmen um 567. Das entspricht 31,6% der AfD-Stimmen zur Kreistagswahl. Eine plausible Annahme ist also, dass ein Drittel der AfD-Wähler aus der Kreistagswahl für die Wahl der Stadtvertretung zur NPD weitergewandert ist und bereit war, eine verfassungsfeindliche Partei zu wählen.

Quelle: Hansestadt Anklam